Wie sicher fühlt sich ein Festival-Besuch nach Solingen an?

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Nach den zahlreichen Messerangriffen in Deutschland ist ein Festival-Besuch nicht das, was die Angst vor Terror und Menschenmengen in Luft auflöst. Trotz des Attentats in Solingen strömen am Samstag massenhaft Menschen in das Olympiastadion zum Lollapalooza.

Der Veranstalter hat sich nach dem tödlichen Messerangriff auf dem Solinger Stadtfest an die angespannte Sicherheitslage angepasst: strengere Taschenkontrollen, mehr Polizeipräsenz und Sicherheitspersonal. Sicher fühlen sich die Besucher allemal. „Ich habe nicht mal im Hinterkopf, dass etwas passieren könnte“, sagt Eda aus Berlin.

So sehen das auch andere Fans, teils regelmäßige Festivalbesucher. Ein anderer Gast sagt: „Die Fans hier würden nie etwas mitnehmen, was anderen schaden oder wehtun könnte.“ Darum geht es jedoch nicht: Nicht Fans und Gleichgesinnte sind eine Gefahr für Großveranstaltungen. Sondern Islamisten und Terroristen. 

Lankwitzer Band im diesjährigen Line-up

Seit dem Jahr 2018 findet im Olympiastadion das deutsche Lollapalooza statt. Hier feierten am ersten Tag über 50.000 Gäste bei über 30 Grad Hitze. Stolze 219 Euro kostet das Ticket für das ganze Wochenende. Hinzu kommt: Preise für Getränke und Essen. Mit Bargeld kommt hier keiner weit. Kartenzahlung und Cash werden nirgends angenommen. Stattdessen muss Geld auf das Festival-Bändchen geladen werden – das funktioniert via Paypal oder Kreditkarte.

Das diesjährige Line-up klingt vielversprechend. Das Musikfestival hat mehrere Headliner, ist dabei von den Genres bunt durchmischt. Ein regionales Highlight war am Samstag die Indie-Pop-Band Von Wegen Lisbeth aus Lankwitz. Eine Rückbesinnung auf die Wurzeln des Festivals: Das Lollapalooza war anfangs ein alternatives Festival für kleinere Bands aus Rock, Punk, Rap und Metal. Kritiker behaupten, die Musik sei inzwischen zu Mainstream.

Unter den größten Namen finden sich der Superstar Sam Smith, DJ Martin Garrix, The Chainsmokers, OneRepublic, die Berliner Rapperin Shirin David, Cro, oder die K-Pop-Band Seventeen. Letztere wird in der Kommentarspalte auf dem Instagram-Account des Festivals stark umschwärmt. Der Grund: Die koreanische Band gibt mit ihrem Auftritt in Berlin ihr Europa-Debüt. Martin Garrix und Sam Smith sind nicht zum ersten Mal in Berlin: Als das erste europäische „Lolla“ im Jahr 2015 auf dem Tempelhofer Feld stattfand, standen die internationalen Superstars auf den Berliner Bühnen.

Wahrscheinlich fahren die meisten Fans jedoch wegen der zwei ehemaligen Mitglieder der Erfolgsband One Direction in das Westend: Louis Tomlinson und sein ehemaliger Band-Kollege Niall Horan treten an unterschiedlichen Tagen einzeln auf. Viele Louis-Fans sind schon am frühen Vormittag da, wie Vera und Christina: „Wir kennen die Community und einige stehen jetzt schon ganz vorne an der Bühne, auch wenn er erst am Nachmittag auftritt“, sagt Vera aufgeregt. Die Berlinerinnen sind regelmäßige Festival-Gängerinnen.

Vera und Christina sind Fans von Louis Tomlinson.

Vera und Christina sind Fans von Louis Tomlinson.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Überraschend: vor allem die britischen Acts heizen der Menge ein. Der 20-jährige TikTok-Star Henry Moodie schafft es am Vormittag sogar, den eingezäunten Bereich vor der Bühne zu füllen, als er mit sanfter Stimme über seine mentale Gesundheit singt, über das Erwachsenwerden spricht und mit einem Zwinkern einen bisher unveröffentlichten Song spielt. Auch Tom Grennan, bekannt durch Hits wie „Little Bit of Love“, begeistert das Publikum und bringt es zum Hüpfen, Tanzen und Mitsingen.

Der britische Singer-Songwriter Henry Moodie.

Der britische Singer-Songwriter Henry Moodie.Daniel Lakomski/imago

Eine unerwartete Enttäuschung: Die Berliner Rapperin Shirin David, die durch Sommerhits wie „Bauch Beine Po“ an der Spitze der Charts steht, wurde als Highlight am ersten Tag gehandelt. Obwohl sie es schaffte, den Platz vor der Bühne zu füllen, blieb die Stimmung beinahe verhalten. Grund dafür könnte sein: Fans vermuteten, dass die Sängerin nur Playback singe. Ob dem wirklich so ist, kann nicht bestätigt werden. Als Ski Aggu bei dem Sommerhit von Shirin David die Bühne stürmt und trotz fehlender Textkenntnisse mitmacht, rasten die Fans vollkommen aus. Eine Überraschung war doch noch drin.

Ein „instagrammable“ Festival im Berliner Westend

Eins ist sicher: Die große Veranstaltung in Berlin ist ein einziger Instagram-Hashtag. Und will es auch sein: Selfie-Stationen, Spiegel und sogar Hashtag-Vorschläge an den Ständen der Unternehmen sorgen dafür, dass das passende Bild geschossen und hochgeladen werden kann. Die Zielgruppe: Junge Menschen, vor allem Frauen. Die Fans sind extravagant gekleidet, mit Glitzersteinen beklebt. 

Spaß hatten sie allesamt. Und es fühlt sich sicher an, die Stimmung ist gelöst. „Das Lolla ist das beste Festival in Deutschland“, sagt Johannes, Teil einer zehnköpfigen Gruppe aus Fulda. „Und es ist den Preis wert, denn die Organisation und die Künstler sind top.“

Der erste Tag ist vorbei – und wurde mit einem Feuerwerk gefeiert.

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