Der iranische Beschuss, der auf ganz Israel zielte, war massiv. Im Zentrum Tel Avivs ertönten vier Mal nacheinander die Warnsirenen – was äußerst ungewöhnlich ist. Menschen suchten in Schutzräumen Zuflucht. Jede neuere Wohnung hat einen solchen Raum, der mehr Schutz bieten soll. In älteren Gebäuden gibt es zumindest einen Schutzraum. In der Regel befindet er sich im Keller.
Dort sitzen die Bewohner dann beisammen und warten darauf, dass die Sirenen verstummen und einige Sekunden später die dumpfen Detonationen zu hören sind, die Abschüsse durch Israels Raketenabwehrsysteme anzeigen. Am Dienstagabend waren es zahlreiche Detonationen. Die Tel Aviver nahmen es mit dem ihnen eigenen Gleichmut auf. Einige wussten anfangs nicht einmal, dass es sich um Beschuss aus Iran handelte.
Dabei hatten die USA wenige Stunden zuvor gewarnt, dass ein iranischer Angriff möglicherweise unmittelbar bevorstehe. Die Bedienung in einer Tel Aviver Weinbar erklärte ihren Gästen am frühen Abend vorsichtshalber, was sie im Fall von Raketenalarm tun sollten: „Lauft mir einfach hinterher. Wir gehen ins Gebäude gegenüber.“ Zugleich gab auch sie sich entspannt. „Alles wird okay sein“, sagte sie und gab den Ratschlag, am besten solle man „noch ein Glas Wein trinken“. Eine halbe Stunde später musste dann auch sie Schutz suchen.
Bis vor einem Jahr waren Raketenangriffe auf Tel Aviv vergleichsweise selten. Wenn sie kamen, dann kamen sie aus dem Gazastreifen, von der Hamas oder anderen bewaffneten Gruppen. Inzwischen allerdings werden Raketen aus vier Richtungen auf die Stadt am Mittelmeer abgefeuert. Allein in den vergangenen Tagen gab es Attacken aus dem Jemen (von der Huthi-Miliz), aus Libanon (von der Hizbullah) – und am Dienstagabend nun aus Iran. Das dortige Regime wollte damit den Tod der Anführer von Hamas und Hizbullah sowie eines iranischen Generals rächen.
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