14.000 Menschen werden in Osnabrück wegen Blindgänger-Verdacht evakuiert

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Stand: 17.11.2024 10:38 Uhr

Fachleute müssen in Osnabrück mögliche Weltkriegsbomben entschärfen. Die dafür notwendige Evakuierung von 14.000 Menschen ist abgeschlossen. Nun können die Sprengmeister ihre Arbeit starten.

Auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs – im künftigen Lokviertel – werden gleich mehrere Weltkriegsbomben vermutet. Laut Stadt hatten Bauarbeiter die Verdachtspunkte bei Bodenarbeiten entdeckt. “Selbst für Osnabrück, wo wir mehrere Bomben gewohnt sind, ist das hier etwas besonderes,” sagte Simon Vonstein, Pressesprecher der Stadt Osnabrück, am Morgen.

Evakuierung: Nicht alle wollten Gebiet freiwillig verlassen

Seit kurz nach 7 Uhr kontrollierte die Polizei das Evakuierungsgebiet. Auch Drohnen flogen über den Bereich und suchten nach Menschen, die sich dort noch aufhalten. “Leider sind nicht alle Bürgerinnen und Bürger einsichtig und verhalten sich vernünftig”, teilte die Polizei mit. Einsatzkräfte hätten mehrere Türen gewaltsam öffnen müssen. Insgesamt waren rund 14.000 Menschen aufgefordert, wegen des Einsatzes ihre Häuser und Wohnungen bis 7 Uhr zu verlassen. Wer sich nicht daran hielt, muss mit einem Bußgeld von bis zu 5.000 Euro rechnen.

Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und der Feuerwehr fahren los ins Evakuierungsgebiet.

Hauptbahnhof Osnabrück wird seit 7 Uhr nicht mehr angefahren

Von der Evakuierung betroffen sind die Stadtteile Fledder, Schinkel sowie die Innenstadt. Eine Übersicht mit allen betroffenen Adressen gibt es hier. Insgesamt gehe es um 8.650 Haushalte und rund 300 Gewerbeadressen, so die Stadt. Der Osnabrücker Hauptbahnhof ist ebenfalls gesperrt. Seit 7 Uhr werden die Züge umgeleitet. Laut Eurobahn müssen Reisende bis mindestens 19 Uhr mit Ausfällen und Verspätungen rechnen.

Mehrere Hundert Menschen im Evakuierungszentrum

Die Stadt Osnabrück hat in der Gesamtschule Schinkel für Anwohnerinnen und Anwohner ein Evakuierungszentrum eingerichtet. Dort befinden sich nach Informationen von NDR Niedersachsen aktuell rund 420 Menschen. Informationen bekommen betroffene Bürgerinnen und Bürger über eine Service-Hotline. Sie ist unter der Telefonnummer (0541) 323 44 90 erreichbar und laut Stadt bis zum Ende der Maßnahme geschaltet. Außerdem informiert die Stadt in einem Live-Ticker auf ihrer Webseite. Die Polizei hält die Menschen zudem über ihren Whatsapp-Kanal auf dem Laufenden. Es ist das erste Mal, dass die Polizei den Kanal bei einem Großeinsatz nutzt. Die Behörde ist nämlich seit Ende August nicht mehr bei X – als erste Polizeibehörde in Deutschland.

In diesem Bereich müssen Bewohner ihre Häuser verlassen.

Krankenhäuser werden weitgehend geräumt

Im Evakuierungsradius befinden sich auch drei Altenpflegeeinrichtungen und zwei Krankenhäuser: das Marienhospital und das Christliche Kinderkrankenhaus. Nach Angaben des Leiters des städtischen Ordnungsamtes, Thomas Cordes, wurden beide im Vorfeld weitgehend geräumt. Die Kliniken teilten mit, dass sie seit mehreren Wochen darauf vorbereitet seien. Das Marienhospital wurde demnach – bis auf einzelne Bereiche – komplett evakuiert. Da das Kinderkrankenhaus das einzige im Umfeld ist, wurde eine komplette Räumung ausgeschlossen. Das sei mit zu hohen Risiken für die Patienten verbunden, hieß es. Die Krankenhäuser außerhalb des Räumungsgebietes sind auf mehr Patienten vorbereitet. Innerhalb des Gebietes würden die Patienten auf den Intensivstationen bleiben. Dafür wurden vor den Gebäuden mit Wasser gefüllte Container aufgestellt, die die möglichen Druckwellen abfangen sollen, sagte Cordes.

Wohl bislang größte “Containerburg”

Solche Wasser-Container aufzustellen sei zwar nicht selten, in diesem Umfang allerdings schon, so Cordes. Evakuierungen aufgrund von Bombenfunden kamen in den vergangenen Jahren immer wieder vor, da im Zweiten Weltkrieg viele Bomben in Osnabrück runtergekommen sind. “Wir haben quasi schon zu Beginn der Bodenarbeiten damit gerechnet, Verdachtsstellen zu finden”, so der Ordnungsamtsleiter. Allerdings seien sonst meist nur einige Tausend Anwohnerinnen und Anwohner von den Evakuierungen betroffen. Dieses Mal sind es 14.000. “Das dürfte die größte sogenannte Containerburg sein, die wir jemals aufbauen mussten”, sagte Cordes.

Ordnungsamt: Sonntag ist der beste Tag

Der Tag heute wurde absichtlich für die Bombenräumung ausgewählt. Andernfalls wären die Auswirkungen noch größer geworden. “Stellen Sie sich einfach mal vor, wir würden das an einem Montag, Dienstag oder Mittwoch, also unter der Woche, machen. Dann hätten wir nicht nur die Bewohner, die betroffen wären, dann wären auch noch viel mehr Büros, Firmen, Betriebe betroffen”, so Cordes. Deshalb sei der Sonntag der Tag mit den geringsten Beeinträchtigungen.

Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 17.11.2024 | 09:00 Uhr

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