Berliner Schauspieler Luca Schaub stirbt mit nur 36 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit

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Mit nur 36 Jahren ist der Berliner Schauspieler Luca Schaub am 2. August nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Das meldet das Berliner Ensemble, dem Schaub von 2014 bis 2017 angehörte. Der 1988 im niedersächsischen Langenhagen geborene Schaub kam direkt nach seinem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Graz und einem einjährigen Engagement im Grazer Schauspielhaus nach Berlin an das von Claus Peymann geführte Theater am Schiffbauer Damm.

Ein mutiger Sprung ins kalte Wasser nicht nur deshalb, weil man in der Hauptstadt ungeschützt der Kritik von Publikum und Presse ausgesetzt ist. Aber vor allem, weil Peymanns spätes Wirken als Regisseur und Intendant in Berlin sehr umstritten war und er den Ruf hatte, unzimperlich besonders mit jungen Schauspielern umzugehen. Wer sich für diesen Schritt entscheidet, muss für das Theater brennen.

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Vom Berliner Ensemble in die Freiberuflichkeit

Schaub hat sich hineingestürzt und bekam zu spielen. Er arbeitete mit den Groß- und Altmeistern der Regie, spielte in zahlreichen Inszenierungen von Leander Haußmann („Woyzeck“, „Die Räuber“, „Drei Schwestern“, „Hamlet“), von Claus Peymann („Kafkas Prozeß“, „Prinz Friedrich von Homburg“) und Robert Wilson („Faust“, „Peter Pan“, „Die Dreigroschenoper“). Mit seinen roten Haaren, seinen hellen Augen konnte er seinen Figuren mal herbe Männlichkeit und dann wieder durchlässige Weichheit verleihen. In die erste Reihe ist er am Berliner Ensemble dennoch nicht gerückt. 

Leander Haußmann beschreibt Schaub als einen völlig arglosen und begeisterungsfähigen Schauspieler. Er habe Schaub nach einem Vorsprechen für seine „Hamlet“-Inszenierung als Horatio ans BE geholt, wie er der Berliner Zeitung am Telefon sagt. „Natürlich wollen die jungen Männer alle lieber Hamlet spielen, aber man braucht auch für die anderen Rollen gute Leute, da gucken die Intendanten dann meist gar nicht mehr hin.“ Luca Schaub sei ein Ensemblespieler gewesen, der alle mit seiner „extremen Begeisterung“ anstecken konnte.

„Man kann über Peymann sagen, was man will, er ist ja für viele ein Feindbild.“, so Haußmann. „Aber eins hat er geschafft, nämlich an seinem Haus ein richtiges, funktionierendes Ensemble zusammenzuschweißen. Die jungen Leute treffen sich heute noch.“ Haußmann erzählt, wie er Schaub für seine „Räuber“-Inszenierung erst als Franz Moor besetzen wollte, aber für den intriganten Bruder habe Schaub nicht getaugt. „Er hatte überhaupt nichts Böses an sich.“ Haußmann änderte die ganze Besetzung, und dann war der Knoten geplatzt. „So etwas geht nur mit einem guten Ensemble, in dem die Spieler nicht alle zuerst nach dem Ruhm gieren und nach ihrem Starpotenzial ausgesucht werden.“

Als Oliver Reese das Haus übernahm, verlor Schaub sein Engagement, aber nicht den Mut. Er arbeitete nun als freier Schauspieler in Berlin – und in dieser Situation ist die Stadt erst recht kein einfaches Pflaster, besonders in den Corona-Jahren. In der Stadt ist die Konkurrenz der arbeitslosen Schauspieler hart, da kann man leicht untergehen. Schaub aber verlor nicht den Faden, auch wenn er erst einmal kein Engagement an einem der festen Häuser bekam. Er trat im Tipi am Kanzleramt (Cliff in „Cabaret“) sowie an der Neuköllner Oper und an der Komischen Oper Berlin auf. 2019 führte er erstmals Regie bei „Ali Baba“ mit dem Hexenberg-Ensemble im Glaspalast des Pfefferberg Theaters, das soeben seinen künstlerischen Leiter Jan Zimmermann an den Tod verloren hat.

Ob nun eine traditionsreiche Brecht-Bühne oder eine freie Gruppe mit engem Kontakt zum Publikum, das Theater braucht Leute wie Luca Schaub: Spieler mit Hoffnung, Lust, Bühnengier und Fleiß, der vielleicht nicht gleich, aber irgendwann dann vielleicht doch mit den ganz großen Rollen, Filmauftritten oder einem Engagement belohnt wird. Luca Schaub hätte es verdient und wäre sicher noch weit gekommen. 

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