Fakt ist, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen aktuell massiv an der AfD abarbeitet – klar, keine zwei Wochen mehr bis zu den Landtagswahlen. „Fakt“, das ARD-Politikmagazin, findet einen „Riss durch Deutschland“. Zuvor hat auch im ZDF schon das Magazin „frontal“ staunend auf den Wahlkampf in diesem so gar nicht mehr neuen neuen, aber offensichtlich doch sehr anderen Deutschland geblickt. Am Sonntag, 1. September, wird gewählt. Zuvor wird – gequält.
Ein Wahlkampf voller Ausrufezeichen
Das Erste begleitet Sachsens CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer auf Wahlkampftour nach Zwickau. Irgendwann wird 49-Jährige pampig. „Verschonen Sie mich mit diesen Verschwörungstheorien!“, sagt er zu zwei aufgebrachten Frauen, die gleich die Justiz ganz allgemein für kriminell erklären. „Lauter!“ ruft er Protestierenden entgegen, die ihn niederschreien wollen. „Nicht mit mir!“, sagt er zur AfD. Und appelliert an den Stolz der Wähler, die sich als Sachsen fühlen: „Wir gehen unseren sächsischen Weg, weil wir sind Sachsen, meine Damen und Herren!“ Es ist ein Wahlkampf mit vielen Ausrufezeichen, um Gehör zu finden in aufgeregten Zeiten.
Geld gibt’s – holen wir bei „linken“ Projekten
Politik ist gerade ein mühsames Geschäft. Da gibt es die einen, die vom Untergang reden. Das ist laut und schrill und wird gehört. Dann gibt es die anderen, die versuchen, ernsthaft an Lösungen zu arbeiten. Und es gibt die, die mit sehr einfachen Lösungen hausieren gehen. Nehmen wir Jörg Urban, AfD-Landesvorsitzender, Spitzenkandidat – und Gegner von Ausrufezeichen-Kretschmer. Urban verspricht den Sachsen kostenloses Schulessen. Woher das Geld dafür kommt? Ist doch ganz einfach. Das will er bei „linken Projekten“ einsparen.
Und dann tingeln noch SPD und Grüne
Fast schon Mitleid kann der Zuschauer mit anderen Wahlkämpfern bekommen, die das Erste ebenfalls begleitet. Da klingelt sich die Grüne Karoline Jobst, 21, in Thüringen von Tür zu Tür. Durch einen Spalt steckt sie ihren Flyer. Als der Empfänger liest, um welche Partei es geht, winkt er nur abfällig ab. Es geht schlimmer. Wie sagt die Wahlkämpferin Karoline Jobst: „Man erlebt, dass einem aus dem Auto heraus der Hitlergruß gezeigt wird.“ Auch der Wahlkampf für die SPD ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Der einstige SPD-Landtagsabgeordnete Harald Baumann-Hasske bekommt es sehr deutlich zu hören: „Die SPD ist eh Abschaum!“
Aufgeregtheit? Hysterie? Demokratie!
Denk ich an Ostdeutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht? Vergessen wir für diesen Abend die Aufgeregtheit und die Hysterie. Mit den Wahlen in Sachsen und Thüringen wird das Abendland nicht untergehen. Nach dem Wahlsonntag am 1. September wird es darum gehen, Alltagslösungen zu finden, miteinander zu sprechen und untereinander Kompromisse auszuhandeln. Langweilig? Vielleicht. Aber das ist Demokratie. Und das ist gut so.
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