Praxistest VW Passat Variant 1.5 eTSI : Neuer Passat verbraucht so viel wie ein Polo und bietet Platz wie eine E-Klasse
FOCUS online testet die neunte Version des VW Passat, den es nur noch als Variant gibt. Der neue Passat heißt ID7 und fährt elektrisch. Dabei zeigt gerade der Verbrenner-Passat, wie gut er Langstrecken bewältigt.
„Das ist übrigens der neue Passat“, sagt ein Mann am Straßenrand zu einem Mann und zwei Frauen, die ihn begleiten. Danke für die Aufklärung, denke ich, der das Gespräch nur mitbekommen hat, weil das Beifahrerfenster wegen der warmen Temperaturen heruntergekurbelt war und ich eine scharfe Kurve in der Innenstadt nehmen musste.
Neuer VW Passat: Nur noch als Kombi
Trotzdem bin ich erstaunt über so viel Aufmerksamkeit für diesen Wagen. Fehlt nur noch der Hinweis, dass es die neunte Version des Familienautos nur noch als Kombi gibt. Aber vielleicht habe ich diesen Zusatz des Gesprächs auch schon gar nicht mehr mitbekommen.
Schauen wir uns das Auto genauer an, es gibt einiges zu sehen. Das fängt schon bei der Länge an, denn der Passat ist um 14 Zentimeter auf stolze 4,92 Meter gewachsen (Breite 1,85 Meter, Höhe 1,52 Meter). Dadurch ist auch der Radstand auf 2,84 Meter gewachsen und entsprechend der Kofferraum, der nun mehr Volumen bietet als die E-Klasse von Mercedes. Und wenig überraschend ist auch die Beinfreiheit in der zweiten Reihe gewachsen, und zwar um fünf Zentimeter.
Was der Passat alles zu bieten hat
Soweit eine kurze Zusammenfassung, die sich noch erweitern lässt. Der Passat bietet…
- zuverlässiges und komfortables Fahrverhalten
- ein modernes und übersichtliches Cockpit
- umfangreiche Sonderausstattungsmöglichkeiten, die allerdings den Fahrzeugpreis deutlich in die Höhe treiben
- ein großzügiges Platzangebot im Innenraum
- einen geräumigen Kofferraum für mehr als genug Gepäck
- eine große Auswahl an Motorisierungen
- sparsamer Verbrauch bei akzeptablen Fahrleistungen (das Testauto hatte den Einstiegsbenziner mit 150 PS).
Fahrverhalten
Der neue VW Passat überzeugt. Die Entwickler haben großen Wert auf ein Plus an Komfort gelegt und das Fahrwerk des Passats nochmals verbessert, insbesondere die präzise Lenkung gefällt. Im Eco-Modus macht sich die Sparsamkeit mit mangelndem Vortrieb etwas bemerkbar, im Comfort-Modus fährt es sich souverän. Nur im Sportmodus arbeitet das DSG etwas unruhig.
Cockpit und Extras
Das Cockpit des Passat wirkt sehr hochwertig. Serienmäßig ist ein 12,9-Zoll-Bildschirm an Bord, gegen Aufpreis gibt es ein 15-Zoll-Display. Das sind schon ordentliche Dimensionen. Positiv ist auch die Auflösung und Reaktionszeit des „großen iPads“.
Die Instrumente sind sehr gut ablesbar, die Bedienelemente intuitiv angeordnet. Die Verarbeitungsqualität ist wirklich gut, selbst das Armaturenbrett in der Version eines „einfachen“ eTSI mit 150 PS fühlt sich hochwertig an. Im unteren Bereich des Bildschirms befinden sich die Bedienelemente für die Klimaanlage, die Sitzheizung und die Lautstärkeregelung. Ob der Slider wirklich die beste Wahl ist oder nicht doch der gute alte Drehregler wieder Einzug halten sollte, darüber lässt sich trefflich streiten. 1973 gab es solche Diskussionen jedenfalls noch nicht. Übrigens war der erste Passat nur 4,20 Meter lang.
Interessant ist auch die Anordnung der Mittelkonsole, die viel Platz bietet. Denn der Schalthebel für das Automatikgetriebe ist in Richtung Lenkrad gewandert.
Platzangebot und Kofferraum
Der Passat punktet mit einem großzügigen Platzangebot im Innenraum. Sowohl Fahrer als auch Beifahrer finden ausreichend Bein- und Kopffreiheit vor.
Die Sitze sind bequem und bieten auch auf längeren Strecken hohen Komfort, zumal der Fahrer im Testwagen auf einen Massagesitz zurückgreifen konnte.
Dank der flexiblen Rücksitzlehnen lässt sich der Innenraum bei Bedarf schnell an den Transport größerer Gegenstände anpassen. Dadurch verfügt der Passat über einen großzügigen Kofferraum, der zwischen 690 und 1910 Liter fasst. Hervorzuheben ist auch die niedrige Ladekante.
Motoren, Verbrauch und Fahrleistungen
Der VW Passat bietet eine breite Palette an Motorisierungen, darunter Benzin-, Diesel- und Hybridantriebe. Im Testwagen war das Basisaggregat, ein Mildhybrid mit 1,5 Liter Hubraum und 150 PS, eingebaut. Das Drehmoment von 250 Nm sorgt zwar nicht für einen rasanten Vortrieb, der einem die Augäpfel nach innen drückt, aber für ein zügiges Vorankommen reicht es allemal. In neun Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 222 km/h.
Kommen wir zum Verbrauch, der nach WLTP mit 5,4 Litern angegeben wird. Auf der Strecke von München zum Comer See (ja, wenig freie Fahrt, viele Tempolimits, aber auch der San-Bernadino-Pass) begnügte sich der Passat mit 4,7 Litern auf 100 km. Das ist für einen Benziner mit Mildhybrid und einem Leergewicht von knapp 1,6 Tonnen mehr als beachtlich. Zu dem geringen Verbrauch trägt auch der verbesserte cw-Wert bei.
Kosten
Im Vergleich zur Konkurrenz bietet der Passat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Anschaffungskosten sind angemessen und die Unterhaltskosten moderat. Zu den Hauptkonkurrenten zählen etwa der Audi A4 Avant, BMW 3er Touring, C-Klasse T-Modell, Peugeot 508 SW oder der Skoda Superb Combi.
Preislich beginnt der Passat mit dem getesteten Einstiegsbenziner bei 40.395 Euro. Als „Business“ startet er bei 45.445 Euro, als „Elegance“ bei 52.975 Euro. Bereits in der Basisausstattung sind folgende Annehmlichkeiten an Bord: LED-Scheinwerfer und LED-Heckleuchten, Digital Cockpit Pro, Spurwechselassistent „Side Assist“, Ausparkassistent und Ausstiegswarnung, Spurhalteassistent „Lane Assist“, Notbremsassistent „Front Assist“ mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, automatische Distanzregelung ACC „Stop & Go“, Rückfahrkamera „Rear View“ und 1-Zonen-Climatronic.
Autonomes Fahren
Der neue VW Passat ist mit modernster Technik für autonomes Fahren ausgestattet. Das System „Travel Assist“ ermöglicht teilautonomes Fahren auf Autobahnen und gut ausgebauten Landstraßen. Damit kann der Passat im Stau selbstständig anfahren, bremsen und die Spur halten. Diese Funktion erhöht den Komfort und die Sicherheit vor allem auf langen Strecken. Spannend beim Fahren mit Tempomat ist auf jeden Fall, dass der Wagen die nächste Kurve anzeigt und auch, mit welcher Geschwindigkeit er diese durchfahren möchte.
Fazit
Der neue VW Passat präsentiert sich als ausgereiftes und vielseitiges Fahrzeug, das sowohl im Alltag als auch auf langen Reisen überzeugt. Damit ist er nach wie vor sowohl für die Dienstwagenkundschaft als auch für Familien geeignet. Mit moderner Technik, Komfortgewinn, großzügigem Raumangebot und effizienten Motoren bietet er ein attraktives Gesamtpaket. Das muss er auch, denn er bekommt Konkurrenz aus dem eigenen Haus – mit dem ID.7. Spannend dabei: Während der neue Passat nur als Variant zu haben ist, gibt es die Elektro-Variante VW ID.7 mit Schrägheck und als Tourer. Die Preise für den ID.7 beginnen allerdings erst bei 54.000 Euro.
vt/
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