Kanzler findet sich „cooler“ als Merz, viele Journalisten nicht

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Es war ein mit Spannung erwarteter Auftritt: Am Sonntagabend stellte sich Kanzler Olaf Scholz im Einzelgespräch den Fragen von Talkmasterin Caren Miosga. Und machte zu Beginn gleich klar, dass er wirklich alles für den Erhalt der Ampel-Koalition gegeben habe. „Niemand macht immer alles richtig, aber ich stehe dazu, dass ich immer Kompromisse machen wollte, bis an die Grenze meiner Überzeugungen“, so ein trotzig auftretender Kanzler.

Besonders Indiskretionen innerhalb der Ampel hätten ihn genervt – ein klarer Seitenhieb gegen Ex-Finanzminister Christian Lindner. Über den hatte sich Scholz schon am Tag des Ampel-Bruches bitterböse beschwert. „Das, was ich letzte Woche entschieden habe, hätte ich immer schon mal machen können, aber ich habe mich immer bemüht, Kompromisse zu finden.“ Jetzt sei es einfach nicht mehr gegangen.

Vertrauensfrage gerne auch früher, aber …

Beim Thema Vertrauensfrage und ob er diese wirklich erst am 15. Januar stellen wolle, gab sich der Kanzler derweil kompromissbereit. Wenn alle Protagonisten der Meinung sind, dass ein früherer Termin der bessere Weg sei, „ist das für mich gar kein Problem. Ich finde, es sollten sich alle mal ein bisschen zurücklehnen und das unaufgeregt diskutieren.“

Weiter machte Scholz einen interessanten Vorschlag, wie es zu diesem früheren Termin kommen könnte: „Ich bin damit einverstanden, wenn sich Mützenich und Merz auf einen Tag einigen können.“ Also eine Einigung der Fraktionschefs von SPD und Union als Bedingung für eine Abstimmung schon vor Weihnachten? „Klar“, meint Scholz. „Ich habe sofort gesagt, ich klebe nicht an meinem Amt.“ Natürlich wolle er im Amt bleiben, aber nur, wenn das die Bürger des Landes so entscheiden. Olaf Scholz ging in der TV-Sendung davon aus, dass er gute Chancen hätte, bei einer Bundestagswahl die SPD zur stärksten Kraft des Bundestages zu machen. Er würde die SPD im nächsten Wahlkampf anführen. Gefragt, was er von CDU-Chef Friedrich Merz halte, sagte Scholz, er finde sich persönlich „cooler“ als Merz.

Bei aller Bereitschaft zu einer vorgezogenen Vertrauensfrage dämpfte Scholz zugleich die Erwartungen. Dies sei „alles nicht so einfach“. Alles müsse in geregelten Bahnen ablaufen, ein Chaos wie bei der Bundestagswahl 2021 in Berlin dürfte es nicht noch einmal geben.

Scholz: Musk-Kritik „adelt mich“

Angesprochen auf einen Tweet von X-Besitzer und Trump-Freund Elon Musk, der ihn zuletzt auf Deutsch in einem Post als „Narr“ bezeichnet hatte, konterte Scholz derweil: „Es adelt mich. Ich kommentiere keine Tech-Milliardäre, ein Staatschef ist er jedenfalls nicht. Auch wenn man manchmal den Eindruck hat, mancher Tech-Konzern sei mächtiger als Staaten. Gestatten Sie mir, dass ich nicht finde, überhaupt etwas dazu sagen zu müssen.“

Apropos Trump: Er sei da unerschrocken, was die Herausforderungen angeht, die der neu gewählte US-Präsident mit sich bringen könnte, so Scholz. „Getanzt wird mit dem, der im Saal ist.“ Er gehe davon aus, dass die USA weiter ein Partner von Deutschland bleiben werden.

Auf X reagierten viele Journalisten erschüttert über den Auftritt des Kanzlers. Bild-Chefreporter Paul Ronzheimer schrieb: „Es ist unglaubwürdig, wenn der Kanzler einer gescheiterten Regierung keinerlei Fehler bei sich selbst sieht. Warum ist es für Scholz selbst in so einer Situation offenbar unmöglich, zumindest ein bisschen Selbstkritik zu äußern? Wer soll ihm abnehmen, dass es ausschließlich die FDP/Lindner war, weshalb die Ampel geplatzt ist? Welcher Wähler soll das glauben?“

Der Journalist Peter Welchering kritisierte wiederum die laschen Konfrontationen der Moderatorin Carmen Miosga gegenüber dem Bundeskanzler: „Habe mir ausnahmsweise Miosga im Ersten angeschaut, weil ich sehen wollte, wie Scholz auftritt. Frau Miosga hat eine Gesprächsführung vorgelegt, die ich keinem Volontär durchgehen lassen würde.“

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