Solingen. Messerattacke in Solingen: Es gibt Todesopfer und Verletzte. Die Behörden sprechen von einem Anschlag. Zeugen schildern schreckliche Szenen.
- Beim Angriff in Solingen, mutmaßlich mit einem Messer, sind drei Menschen getötet worden.
- Der Täter ist auf der Flucht. Es gibt keine Hinweise auf seinen Aufenthaltsort.
- Die Behörden sprechen von einem Anschlag. Für Zeugen wurde ein Hinweisportal freigeschaltet.
Bei einer Attacke auf der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen in Nordrhein-Westfalen hat es am Abend Tote und Verletzte gegeben. Der Täter ist auf der Flucht. Aktuell ist von drei Toten und fünf Schwerverletzte die Rede. Die Tatwaffe war mutmaßlich ein Messer.
Die Behörden bestätigten inzwischen, dass der Fall nicht mehr als Amoklage, sondern als Anschlag eingestuft werde. „Wir reden von einem Anschlag, weil ein Täter wahllos auf einem Volksfest Menschen getötet und verletzt hat“ erklärte Polizeisprecher Alexander Kersta dazu in einer WDR-Sondersendung.
Solingen: Keine Hinweise zum Aufenthaltsort des Täters
Aktuell gibt es keine Hinweise zum Aufenthaltsort des Angreifers. „Wir haben noch nicht viele Angaben über den Täter“, so Kersta. Das sei ein „Riesenproblem“. Es ginge nun darum, die „Puzzleteile“ zusammenzusetzen. Die Zeugen, die Angaben machen könnten, würden aktuell unter Schock stehen. Die bisherigen Aussagen würden jedoch darauf hindeuten, dass es sich um einen Einzeltäter handelte.
Dem Täter sei es gelungen, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat zu entkommen, sagte ein Sprecher des NRW-Innenministeriums. Er habe sehr gezielt auf den Hals seiner Opfer eingestochen. Derzeit finde die Spurensicherung statt. Die Toten lägen noch am Tatort. Sie seien noch nicht identifiziert.
Die Polizei wandte sich am frühen Samstagmorgen mit einer wichtigen Mitteilung an die Bevölkerung.
- Zeugen können Handyfotos und Videos unter der Adresse www.nrw.hinweisportal.de hochladen
- Für Fragen nach vermissten Angehörigen gibt es eine Bürger-Hotline unter der Nummer 0212-290-2000
Großalarm in Solingen: Erster Notruf um 21.37 Uhr
Um 21.37 Uhr war nach Polizeiangaben der erste Notruf eingegangen. Die Polizei löste Großalarm aus. Hubschrauber sind in der Luft. Augenzeugen berichteten dem „Solinger Tageblatt“, dass der mutmaßliche Täter in Richtung Hauptstraße geflohen sei. Ein Polizeisprecher riet: Wer Verdächtiges beobachte, solle nicht eigeninitiativ handeln, sondern den Notruf 110 wählen. Die Polizei in Wuppertal rief via Facebook dazu auf, die Solinger Innenstadt zu meiden.
Augenzeuge: „Neben mir fiel ein Mensch um“
Ein weiterer Zeuge berichtete der Zeitung, dass sich die Tat nur wenige Meter von ihm zugetragen hätte. Am Gesichtsausdruck einer Musikerin auf der Bühne habe er erkannt, dass etwas nicht stimmen würde. „Und dann ist nur einen Meter neben mir ein Mensch umgefallen“, so der Besucher, der selbst unverletzt blieb. Als er sich umgedreht habe, habe er mehrere Personen auf dem Boden und Blutlachen gesehen.
Der WDR berichtete in der Nacht auf Samstag, dass zwei der Todesopfer aus Solingen stammen, das dritte aus Düsseldorf.
Messerattacke in Solingen: Die Bilder vom Tatort
Solingen: Schwer bewaffnete Einsatzkräfte vor Ort
Beamte stehen mit Waffen am Einsatzort und sichern diesen. Es gibt Absperrungen in der ganzen Stadt. Sichtschutzwände sind aufgebaut. Tatort ist der Fronhof – ein Marktplatz in der Innenstadt von Solingen. Dort steht eine Bühne für Livemusik.
Laut „Solinger Tageblatt“ haben die Behörden die Solingerinnen und Solinger gebeten, die Innenstadt zu verlassen. Das Festival sei vorerst beendet. Sirenen sind rund um die Innenstadt zu hören. Philipp Müller, einer der Mitorganisatoren, erklärte dem Bericht zufolge auf der Bühne, dass der Rettungsdienst um das Leben von neun Menschen kämpfe. Tausende Besucher folgten demnach der Aufforderung, den Platz ruhig zu verlassen und nicht in Panik zu verfallen.
Schwerbewaffnete Polizisten und Hubschrauber suchen nach dem Täter #gegengewalt #solingen #solingen650 pic.twitter.com/gpI82oHzIv
— Eren (@ErenDem83442620) 23. August 2024
Reporterin: „Die Stimmung ist gespenstisch“
Eine Reporterin des „Solinger Tageblatts“ schilderte: „Die Stimmung ist gespenstisch.“ Binnen weniger Minuten sei die ausgelassene Feierstimmung in Schock umgeschlagen, ihr seien tränenüberströmte Besucherinnen und Besucher entgegengekommen.
OB von Solingen: „Es zerreißt mir das Herz“
Der Oberbürgermeister von Solingen, Tim Kurzbach, veröffentlichte am späten Abend ein erstes Statement: „Heute Abend sind wir alle in Solingen in Schock, Entsetzen und großer Trauer. Wir wollten alle gemeinsam unser Stadtjubiläum feiern und haben nun Tote und Verletzte zu beklagen. Es zerreißt mir das Herz, dass es zu einem Attentat auf unsere Stadt kam. Ich habe Tränen in den Augen, wenn ich an diejenigen denke, die wir verloren haben. Ich bete für alle, die noch um ihr Leben kämpfen. Auch allen Menschen, die dies miterleben mussten, haben mein großes Mitgefühl, es müssen schreckliche Bilder gewesen sein. Ich danke allen Rettungs- und Sicherheitskräften für ihren Einsatz. Ich bitte Sie, wenn Sie glauben, beten Sie mit mir und wenn nicht, dann hoffen Sie mit mir.“
Aus Anlass des 650. Geburtstags der Stadt Solingen hatte am Freitag ein „Festival der Vielfalt“ begonnen. Es sollte bis Sonntag dauern, wurde aber inzwischen komplett beendet. Auch die für diesen Samstag und Sonntag geplanten Programmpunkte werden abgesagt, wie die Stadt in der Nacht zum Samstag mitteilte. In der Ankündigung zum Fest hieß es im Vorfeld: „Solingen Mitte wird dabei zur großen Festmeile: Vom Neumarkt über den Fronhof bis zum Mühlenplatz wird gefeiert.“ In den Straßen erwarte die Besucher ein Programm mit Musik, Kabarett, Akrobatik, Kunsthandwerk, Unterhaltung für Kinder und vielem mehr.
Ministerpräsident Wüst äußert sich zum Anschlag in Solingen
Ministerpräsident Hendrik Wüst hat den Anschlag in Solingen als „Akt brutalster und sinnloser Gewalt“ bezeichnet. Die Tat habe „unser Land ins Herz getroffen“, schrieb er auf der Plattform X.
Nordrhein-Westfalen sei in Erschütterung und Trauer vereint. „In diesen dunklen Stunden sind die Menschen unseres Landes und darüber hinaus mit ihren Herzen und Gedanken in Solingen“, schrieb der CDU-Politiker weiter. Und: „Ein großer Dank gilt den vielen Rettungskräften und unserer Polizei, die in diesen Minuten um Menschenleben kämpfen.“
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NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) machte sich in Solingen nach Mitternacht ein Bild der Lage. Reul sagte, „das ist ein schreckliches Ereignis, was da passiert ist.“ Sein Mitgefühl sei bei den Opfern und den Familienangehörigen der Verletzten. „Man kann nur beten, dass diejenigen, die schwer verletzt wurden, es schaffen“, sagte Reul. Er appellierte, sich nicht an Spekulationen zu beteiligen – sondern die Polizei ihre Arbeit machen zu lassen.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dessen Wahlkreis in NRW liegt, sagte: „Hoffentlich gelingt es den Rettungskräften, die noch lebenden Verletzten zu retten und der Polizei, den feigen und erbärmlichen Täter auf der Flucht zu fassen.“
bün
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